Stimmte die, schon etwas abgegriffene, Schmelztiegel-Metapher, so würden höchst unterschiedliche Menschen zusammen „eingeschmolzen“ werden, heraus käme eine, einheitliche, Suppe. Wien ist aber eine Summe, die mehr ist, als seine Einzelteile, zusammengezählt. Mehr, als die vielen Sprachen, Ethnien, Rezepte, Musiken.

Die Zeiten ändern sich – so auch die Sprache

Uns ist bewusst, dass jenes „Wienerisch“, in dem wir heute schreiben, in ein paar Jahren oder Jahrzehnten nicht mehr existieren wird. Obwohl es uns selber nicht mehr zwicken wird, hoffen wir, dass es dann noch immer ein Wienerisch geben wird. Eines, in dem vielleicht das eine oder andere großartige Wortungeheuer aus unserer Zeit, oder sogar aus verwichenen Zeiten überlebt hat. Eines, das mehr ist, als die Summe aller Sprachen, die in es eingeflossen, die es beeinflusst haben.
Ohne Sentimentalität (dieses Mal, ausnahmsweise) bekennen wir uns zur Sprache dieser Stadt. Unser Bekenntnis bezieht sich auf Gedanken, Worte und Klänge. Auf ein Wienerisch das gerne „zwischendrin“ ist. Halt so, wie ein Mezzanin.

Unsere Wienerisch-Transkription

Zum Unterschied zum Hochdeutschen, für das eine „Rechtschreibung“ immer wieder neu geregelt wird, gibt es weder ein offizielle Wienerisch noch eine Schreibweise für dieses Idiom, das ohne Zweifel mehr ist, als nur ein Dialekt. falostseichdrauf.

Ich habe im Laufe der Jahre viele Wienerisch Transkriptionen gesehen, die meisten sind halbe (hoiwade) Sachen. Man verlässt sich darauf, dass die Leserin, der Leser weiß, wie die Wörter richtig ausgesprochen werden. Unbefriedigend. Hinzu kommt, dass der Wiener Vokalismus mehr Vokale kennt, als die fünf des Hochdeutschen (plus einige Diphthonge). Genauer gesagt: Die meisten Diphthonge sind im Wienerischen – weitere Vokale. Denken Sie nur, wie man den Zwielaut „ei“ ausspricht, auf Wienerisch. Unser wienerisches ei ist nämlich gar kein Zwielaut, sondern ein weiterer Vokal, einer, der zwischen „E“ und „I“ liegt, aber eben nicht aus zwei Lauten besteht, sondern aus einem. Für so etwas gibt es ohnehin keinen Buchstaben. Ich helfe mir damit, dass ich mit dem Zeicheninventar (Alphabet), das uns für das Hochdeutsche zur Verfügung steht, möglichst LAUTGETREU schreibe. „Vielleicht“ schreibe ich fileichd (wobei ein „Meidlinger „L“ natürlich nicht notiert werden kann).

Wortgrenzen? Halblaut lesen?

Vergessen Sie Wortgrenzen „Da kommt der“ schreibe ich auf Wienerisch „do kumta“, was m. E. viel stimmiger ist als „do kummt dea“. Nix „akademisches“ – Aafoch einefoinlossn.

Bevor ich jetzt Seitenweise schreibe, wie ich schreibe –ein einziger Rat: Vergessen Sie das „normale geschriebene Wort“ und lesen Sie sich die Wienerischen Texte (halb)laut vor. Und hören Sie dabei auf den Klang ihrer Stimme. issee lusdicha, so.